Reparaturbericht Peugeot 206cc Heckklappen-Verriegelung

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der_Kölner
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Reparaturbericht Peugeot 206cc Heckklappen-Verriegelung

Beitrag von der_Kölner »

Fehlersymptom:
Die Heckklappe lässt sich beim automatischen Ein- oder Ausfahren des Dachs nicht mehr komplett verriegeln. Man hört intensiv einen Motor/Pumpe laufen, wenn die Heckklappe nahezu geschlossen ist. Irgendwann piepst dann ein Signalton. Man mus dann aus dem Auto aussteigen, und kann mit sanften "manuellen" Druck auf die Heckklappe (rechts oder links) die Klappe schließen/einrasten lassen, dann verschwindet das piepsen, und die Klappe ist ordnungsgemäß geschlossen/arretiert.

Ursache:
auf rechte und linke Seite der Heckklappe gibt es jeweils einen Hydraulik-Motor, welcher seinerseits zwei Bowdenzüge ansteuert, welche die Heckklappen-Verriegelung sperren (schließen) bzw. entsperren (öffnen). Auf den "schließen" Bowdenzug liegt eine deutlich größere Kraft an, welche dann dazu führen kann, dass dieser Bowdenzug reisst. Der "schließen" Bowdenzug hat an einem Ende eine Ring-Öse und am anderen Ende einen kleinen Nippel angepresst. (Der Nippel selbst greift in einen u-förmigen Halter, welcher am Hydraulik-Zylinder angesetzt ist). Bei mir war der Bowdenzug ca 1 cm entfernt vom Nippel abgerissen. Ein in der Heckklappen-Verriegelung sitzender Mikroschalter wird schlussendlich dadurch nicht mehr betätigt, da die Endposition ("Heckklappe ist verriegelt") nicht mehr erreicht wird.

Hinweis-1: Einen gerissenen Bowdenzug kann man optisch schnell feststellen, oder mit einer kleinen Spitzzange bei der Verriegelung an der Bowdenzug-Seele anpacken, und schauen, ob diese sehr beweglich ist (dann ist sie gerissen). Es KANN jedoch in seltenen Fällen sein, dass beim Problem mit der Verriegelung nur
a) der Mikroschalter (eigentlich: Taster) insgesamt defekt ist, oder die kleine Metall-Lasche welche den Taster betätigt etwas verbogen ist.
b) Der Hydraulik-Zylinder verstellt oder defekt ist.

Hinweis-2:
Die Bowdenzug-Schließ-Mechanik besteht (wenn sie vollständig und nicht kaputt ist) immer aus ZWEI Bowdenzügen (öffnen/schließen), welche am Verriegelungs-Ende mit einer Querstrebe miteinander verbunden sind. Verriegelungs-Seitig sind am Ende der Seele jeweils eine Öse angepresst, und Hydraulikzylinder-seitig je ein Quetschnippel (für "schließen") bzw ein Z-Haken (für "öffnen")

Reparatur-Möglichkeiten:
a) Zum Peugeot-Händler fahren, eine NEUEN Bowdenzug-Schließ-Mechanik einbauen lassen.
Diese Lösung scheint zum einen sehr teuer zu sein, zum anderen gibt es möglicherweise dieses Ersatzteil heutzutage (2021) gar nicht mehr in "neu".
b) beim Auto-Verwerter eine gebrauchte Bowdenzug-Schließ-Mechanik organisieren, und selber einbauen oder enbauen lassen
Dies ist eine zweckmäßige Alternative. Gebrauchte Bowdenzug-Sets gibt es für ca. 50-100 EUR. Möglicherweise sind diese mechanisch auch schon vorbelastet oder vorgeschädigt.
c) eine neue Bowdenzug Seele einziehen, an einem Ende bereits eine Öse angepresst, am anderen Ende kommt ein Schraubnippel dran.
d) eine neue Bowdenzug Seele einziehen, an einem Ende bereits einen Nippel angepresst, am anderen Ende wird die Öse als Schraub-Nippel Öse angeschraubt, oder aus der Seele selbst eine Schlaufe geformt (Eine dünne Hülse einer zwei-schraubigen Lüsterklemme mag ausreichen, das Kabelende bzw. die Schlaufe zu fixieren. Problem ist da vielleicht der zu scharfe Bogen in der Seele.

ich habe mich für die Variante c) entschieden, wobei das nun erwähnte teilweise auch auf d) zutreffen kann/wird.

Reparatur-Bericht:
zuerst einmal muss man die dunkelgraue Innenverkleidung der Heckklappe abmachen, die ist mit kleinen Steck-Klips am Deckel befestigt, welche sich leicht abziehen lassen.

Dann sollte man unbedingt das Ende der neuen Bowdenzug-Seele verlöten, damit die einzelnen Fasern beim Einführen in den Mantel nicht aufspleissen. Die Bowdenzug-Seele kann ja gerne deutlich länger sein als benötigt (benötigt werden 82 cm inclusive Ösen-Kopf bis Nippel-Ende). Die Stahl-Fasern lassen sich gut mit normalen Bleilot und einem Normalen Lötkolben zusammen löten. Das zusammen gelötete Ende sollte man mit einer kleinen Feile schön rund feilen (oder einen schönen runden Tropfen mit dem Lötzinn formen), und vor dem Einführen fetten, dann gehts um so geschmeidiger.

Mit etwas Glück und Geduld kann man dann die Bowdenzug-Seele dann "durch das Deckel-Scharnier hindurch", und "an dem Verriegelungs-Mechanismus vorbei" durch den Mantel hindurch bis zum Ende durch schieben, und kommt dann nach passieren des 90 Grad Bogens (welcher an dem Mantel angeflanscht ist) am Hydraulik-Zylinder wieder raus aus dem Mantel.

LEIDER HAT DIESES BEI MIR NICHT SO GEKLAPPT WIE GEDACHT.

Problem war der 90 Grad Bogen. Dieser ist ja an einem Ende mit dem Bowdenzug-Mantel, und am anderen Ende mit einer durchgebohrten Gewinde-Schraube verpresst (2 Muttern befestigen dieses Ende an einer Lasche am Hydraulik-Zylinder). Ich konnte den Bowdenzug bis auf ca. 3 cm vor dem Bogen-Ende durchstecken, danach stak er fest. Der Übergang im Bogen selbst (Bogen-Wandung zur Gewinde-Schraube) ist wohl halt nicht "glatt", sondern hat irgendwo eine Kante, wo sich das Bowdenzug-Ende verhakelt.

Ich habe dann das Ende des Bowdenzugs (mit dem Bogen" so "halb" aus dem Deckelbereich raus montiert, so dass ich besser an das Bowdenzug-Ende dran kam. In einem mutigen Ansatz habe ich dann versucht, das Durchführungs-Loch in der Gewinde-Schraube aufzubohren. Erfolg: Die Bohrerspitze brach ab, und diese verkrümelte sich dann selbst im Bogen ca. da wo die Bowdenzug-Hülle am Bogen angeflanscht ist.

Nunmehr musste ich die Bodenzug-Hülle ganz raus bauen aus dem Deckel. Da ja die Seele gerissen war, konnte ich den "Schliesser" Mantel eigenständig ausbauen (ohne den "Öffner" Mantel)

Ich habe dann den Bogen mit einem kleinen Dremel und dünner Trennscheibe mit einem Längstschnitt etwas aufgeschnitten (bis zum Mantel), und etwas aufgebogen. Somit konnte ich den Mantel vom Bogen trennen, und die abgebrochene Bohrer-Spitze entfernen. Als nächstes wird der Bogen wieder mit dem Mantel verpresst.

Das "hakelige" Problem hatte ich ja immer noch, wenn ich den Bogen "von Bowdenzug Seite in Richtung Gewinde-Schraube" durchschieben wollte. Ich habe mir dann also noch einen dünnen Draht (ich glaube, es war Bastel-Silberdraht) an das Ende des Bowdenzugs dran gelötet. Mit "abben" Bogen (ohne angepressten Mantel) konnte ich damit dann die Seele an der hakeligen Stelle vorbei durch den Bogen hindurch führen, indem ich den angelötetetn Silberdraht als Zugdraht verwendet, und das ganze (Zugdraht und Bowenzug-Seele) "zärtlich und vorsichtig" hin und her bewegt habe (ca. 5 mm). Und schupps - schon war die Seele an der hakeligen Stelle vorbei gekommen.

Ich muss nun noch mal nachschauen, ob ich den Rest-Teil der Spannschraube des Bowdenzuges, sowie den U-Bogen am Hydraulik-Zylinder abbauen kann. Dann könnte ich mir den Bowdenzug ganz separat an der Werkbank herrichten, Bogen und Mantel miteinander verpressen, und dann alles so komplett wieder ins Fahrzeug einbauen.

Schlussendlich (wenn man durch den Mantel und den Bogen durch ist) braucht man also (Wenn man die Sachen nicht auf der Werkbank liegen hat wie beschrieben) "nur noch" die Seele durch den U-Bogen der Hydraulik-Zylinder Befestigung hindurch zu führen, mit einem Schraubnippel dieses Ende zu arretieren, die überlängige Seele abschneiden, und das ganze noch feinjustieren (Eine Spannschraube befindet sich am Verriegelungs-Ende). Den Hydrauik-Zylinder kann man manuell mit festen drücken in eine Endposition fahren, so dass man die Öse wieder eingehangen bekommt.

Interessanterweise (naja, physikalisch erklärbar) geht die "rückwärtige" Einführung des Bowdenzugs in den Bogen "von Gewinde-Schraube in Richtung Bowdenzug" ja problemlos (da stosse ich ja nicht an die Kante). Das wäre vielleicht ein Grund, meine vorgeschlagene Lösung d) anzuwenden: Bowdenzug mit angepressten Quetschnippel (Da dürfte jeder Fahrrad Brems-Bowdenzug verwendbar sein) genau in der Richtung durchschieben. Und dann an der Heckklappen-Verriegelung eine Schlaufe machen, und mit einer Doppel-Lüsterklemme die Seele verschrauben. Wobei - ich teste ja ohne angepressten Mantel. Naja, einfach mal probieren. Ich kann mich erinnern dass ich tatsächlich auch im ersten Versuch (alles eingebaut) den Bowdenzug anscheinend problemlos in dieser Weise einführen kkonnte, ohne das er sich verhakelte.

Das wars.

Bonus-Tip: WENN die Bowdenzug-Seele nur sehr kurz abgerissen ist, _könnte_ es vielleicht ausreichen, nur die einzelnen Fasern der Seele zu verlöten, und nur einen Schraubnippel zu befstigen. Es gibt ja eine Spannschraube im Mantel, mit der man nachjustieren kann. Möglicherweise reicht es dann aus, die Spannschraube ganz reinzuschrauben, und man hat dann noch etwas "Seelen" Reserve und braucht nicht die Seele auszuwechseln

2. Bonus-Tipp:
Der Ersatz-Bodenzug sollte auf jden Fall an dem Ende, an dem er offen war und abgeshcnitten wird, sauber verlötet werden (ca. 1 cm). Ansonsten werden die einzelnen Fasern aufspleissen. Ausserdem sollte der Schraubnippel so klein wie möglich gewählt werden, damit er gut in den relativ kleinen U-Bogen auf Hydraulikzylinder-Seite rein passt.

Berichtet gerne vom Erfolg eurer eigenen Reparatur-Versuche gemäß dieser Anleitung, oder ergänzt wo nötig um notwendige Informationen.
Zuletzt geändert von der_Kölner am 13.08.2021 21:38, insgesamt 1-mal geändert.

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Benutzer 4099 gelöscht

Re: Reparaturbericht Peugeot 206cc Heckklappen-Verriegelung

Beitrag von Benutzer 4099 gelöscht »

Servus, Bowdenzüge gibt es mit angepresstem "Auge / Oese" bei "Bowdenzug24.de" Da gibts die in verschiedenen Stärken und mit passenden Augen / Oesen.
Viele Grüsse willi2
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der_Kölner
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Re: Reparaturbericht Peugeot 206cc Heckklappen-Verriegelung

Beitrag von der_Kölner »

Willi2 hat geschrieben: 11.08.2021 20:45 Servus, Bowdenzüge gibt es mit angepresstem "Auge / Oese" bei "Bowdenzug24.de" Da gibts die in verschiedenen Stärken und mit passenden Augen / Oesen.
Viele Grüsse willi2
Stimmt, da habe ich auch meinen Bowdenzug her.
Wenn da jemand bestellt: Auch den passenden Schraubnippel nicht vergessen!
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dhan
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Re: Reparaturbericht Peugeot 206cc Heckklappen-Verriegelung

Beitrag von dhan »

danke für den hilfreichen Beitrag, ich habe das gleiche Problem.

Hierzu:
"Auge / Oese" bei "Bowdenzug24.de" Da gibts die in verschiedenen Stärken und mit passenden Augen / Oesen."
welches wäre denn die passende Stärke und das passende Auge? Ich habe keine Möglichkeit, so genau zu messen...

Danke schon mal :)
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