Was hälst du vom neuen Kältemittel R1234yf?

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Was hälst du von dem neuen Kältemittel R1234yf?

Umfrage endete am 20.11.2011 13:27

Halte ich für sehr bedenklich
 
36%
Muss gegen ein anderes Mittel ersetzt werden
 
57%
Alles nur Panikmache
 
7%
 

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Pfiffy
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Was hälst du vom neuen Kältemittel R1234yf?

Beitrag von Pfiffy »

Das neue Kältemittel R1234yf für Klimaanlagen im Auto (auch unter dem neuen Namen "Solstice" bekannt) ist umstritten. HFO-1234yf ist hochentzündlich und kann sich zu giftiger und ätzender Flusssäure (Fluorwasserstoff) zersetzen. Zudem wird die neue Chemikalie voraussichtlich erheblich teurer als das bisherige Kältemittel R-134a.

Hintergrundinfo: Was ist HFO-1234yf?
Klimaanlagen in Autos, die ihre Typzulassung nach dem 1. Januar 2011 erhalten haben, dürfen nicht mehr mit dem Kältemittel R-134a befüllt werden, einem starken Treibhausgas. Als Ersatz soll künftig HFO-1234yf verwendet werden. Untersuchungen des Bundesamts für Materialprüfung (BAM) und der Deutschen Umwelthilfe (DUH) haben gezeigt, dass sich HFO-1234yf unter Hitzeeinwirkung zu giftiger und ätzender Flusssäure zersetzen kann.


Wir wollen wissen: was hälst du von dem neuen Kältemittel?

Grücce
Pfiffy

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Raimund

Re: Was hälst du vom neuen Kältemittel R1234yf?

Beitrag von Raimund »

Hi,
ich habe in einer Sendung einen Bericht über dieses extrem gefährliche Mittel gesehen. Es ist unglaublich, was für menschenverachtende, hirnlose Bürokraten in dieser sch.... EU sitzen, die so ein Mittel durchsetzen. Da fehlen einem die Worte. Das schlimme ist, dass die Autohersteller mit ihrer großen Lobby hier nicht dagegen vorgehen. Ich überlege mir echt ob ich in Zukunft ein Auto mit Klima kaufe. Das Schwitzen ist zwar unangenehm, aber immer noch besser als an Dämpfen der Flusssäure zu sterben. Das Zeug ist so gefährlich, dass ein Mensch, der mit nur 3% der Hautoberfläche in Berührung kommt, mit fast 100% Wahrscheinlichkeit stirbt (lt. TV-Bericht) d_neinnein: Ich möcht kein Mechaniker sein der da eine Klima Warten muß.
Laut diesem Bericht sind die Hersteller seit längerem daran, geeignete Einbauorte für die Leitungen usw. zu finden. Das Problem sind Unfälle, bei denen das neue Mittel unter keinen Umständen austreten darf. Mir kann keiner erzählen dass das zu 100% gewährleistet wird. Schön blöd wer so was glaubt d_neinnein: . In dem Bericht haben sie auch einen Versuch gezeigt, wie schnell die Dämpfe vom Motorraum ins Fahrzeuginnere gelangen können. Es waren gerade mal 10-15 Sekunden. Nach dem ersten Einatmen ist es aber schon zu spät, da die Lungen sofort massiv und unheilbar verätzt werden. Die Feuerwehr muß bei so einem Fahrzeug einen Brand mit 100%-igem Vollschutz löschen - unglaublich. Hoffentlich werden die Typen, die das genehmigt haben, hinter Gitter gesteckt !

Gruß Raimund
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Pfiffy
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Re: Was hälst du vom neuen Kältemittel R1234yf?

Beitrag von Pfiffy »

Nur zur Info:

Aktuell wird das Kältemittel R1234yf bei Peugeot in den Modellen 108, 301 (China) und 308 eingesetzt.

Grücce
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Elo
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Re: Was hälst du vom neuen Kältemittel R1234yf?

Beitrag von Elo »

Hallo,

das neue Kältemittel ist tatsächlich sehr umstritten.

Es stellt in vielerlei Hinsicht eine Notlösung dar, die quasi "everybody's Darling" sein wollte und damit "everybody's fool" geworden ist.

Das Problem beim alten Kältemittel ist das, was viele FCKW und FKW haben: sie verdunsten, steigen in der Atmosphäre auf und reagieren in der Ozonschicht in einer Kettenreaktion mit dem Ozon. Die Bedeutung der Ozonschicht brauche ich wohl nicht mehr hervorzuheben, sie gehört ja mittlerweile zum Allgemeinwissen, aber gerade die Cabriofahrer sollten sich dessen bewusst sein.

Ein Kältemittel gegen ein anderes auszutauschen, ist nicht trivial. Dabei muss man die Funktion einer Klimaanlage ins Gedächtnis rufen: im "Verdampfer" kommt das Kältemittel mit warmer Umgebung in Kontakt, verdampft und entzieht damit der Umwelt Energie, es wird kühler. Der Dampf wird zum Kompressor transportiert, der ihn komprimiert. Dabei wird Wärme frei, die in die Umgebung abgeführt wird. Das Kältemittel wird flüssig und fließt zum Verdampfer: Kreislauf geschlossen.
Physikalisch machen damit ein Kältemittel Sinn, das bei der Verdunstung viel Energie aufnimmt, also pro Volumen stark kühlt. Dazu kommen physikalische Eigenschaften wie geringe Viskosität und hohe Wärmeleitfähigkeit. Nebeneigenschaften wie geringe Korrosivität, nicht brennbar oder explosionsgefährlich, nicht wasserziehend, ungiftig und am Geruch erkennbar sind aus praktischen Gründen wichtig.
Das Problem ist, dass man bei unterschiedlichen Kältemitteln unterschiedliche Konstruktionen der Klimaanlagen benötigt. Der Innendruck ist unterschiedlich, der Volumenstrom muss der Kühlleistung angepasst werden, unter Umständen braucht man andere Dichtungen und Oberflächenmaterialien.
Eine Änderung des Kältemittels würde also eine komplette Neukonstruktion der Klimaanlagen erfordern, da die Dimensionen der einzelnen Komponenten anders sind. Damit müssen Nebenaggregate wie z.B. Kühler und Lüftungssystem des Autos komplett neu konstruiert werden.
Der alternierende Wechsel von Motor und Karosse macht die Sache noch schwieriger. Die erste Generation, also entweder Chassis oder Motor muss hybrid für die neue und die alte Klimaanlage entwickelt werden.

Deswegen hat man R1234yf als neues Kühlmittel ausgesucht. Es gleicht in vielen Eigenschaften dem Alten, und kann so in den vorhandenen Klimaanlagen mit geringen Anpassungen weiter verwendet werden. Es ist weniger ozonschädlich als das Alte, was die Vorschrift der EU begründet.



Soweit zur Klimaanlage. Jetzt zum "neuen" Kältemittel:

R1234yf soll vor allem deswegen angewandt werden, weil es keine größeren Umbauten der Klimaanlagen erfordert. Umstritten ist es hauptsächlich, weil es bei Verbrennung unter anderem Fluorwasserstoff (HF) freisetzt.
Fluorwasserstoff ist der unangenehmste Halogenwasserstoff. Der bekannteste Stoff dieser Stoffgruppe ist HCl, Salzsäuregas, das mit Wasser zu Salzsäure reagiert. Fluorwasserstoff reagiert auf dieselbe Weise und bildet Flusssäure, die noch stärker als Salzsäure reagiert und unter anderem für "Scratching"-Arbeiten missbraucht wird. Flusssäure ist sehr ätzend und zerstört jede Form der Gewebe. Besonders unangenehm ist, dass es sich gezielt aus der Luft in Wasser löst. Augen und Schleimhäute sind besonders gefährdet. Dadurch kann man HF aber mit einem Wassernebel sehr gut aus der Luft heraus waschen. Im Boden reagiert die dann verdünnte Flusssäure schnell mit diversen organischen und anorganischen Bestandteilen, ohne schädliche Salze zu bilden.

Das alles nimmt man in Kauf, um neue Ozonlöcher zu vermeiden. Cabriofahrern wird zusätzlicher Sonnenbrand erspart und nebenher werden einige weitere unangenehme Folgen der erhöhten UV-Bestrahlung vermieden.

Das Brandrisiko bei einem PKW ist sehr gering. Das Risiko der Selbstentzündung, das PKW-Hersteller genannt haben, ist an den Haaren herbei gezogen, da sich im Motorraum Flüssigkeiten befinden, die wesentlich leichter entzündlich sind, Benzin, Diesel und Motoröl. Dennoch kommt es nicht regelmäßig zu Fahrzeugbränden: Ich habe bisher in meiner Straßenbenutzerkarriere ein einziges Mal einen PKW brennen sehen.
Den einfachsten Selbstschutz vor Fluorwasserstoff haben die (Ex-)Insassen dieses PKW bereits durchgeführt: sie sind vom brennenden Auto weg gegangen und haben sich aus dem Rauch heraus gehalten. Mehr muss und kann man üblicherweise nicht mehr tun, um sich zu schützen. Die Feuerwehr kann dann mit Wassernebel kommen und den Rest löschen und kühlen, und zum Schutz ihrer Leute die Luft von Fluorwasserstoff reinigen.


Jetzt kommt eine Meinung und zwar meine:

Als zeitweiliger Kompromiss ist R1234yf gerade so akzeptabel. Alle Fahrzeughersteller sind aber gut beraten, wenn sie sich bereits an die Entwicklung von Klimaanlagen gemacht haben, die keine halogenorganischen Kältemittel verwenden. Gute Erfahrungen hat man hier mit CO2 gemacht, wobei CO2 andere Drücke als halogenorganische Verbindungen erfordern (CO2: ca. 50 bis 60 Bar, F(C)KW: 2 bis 5 Bar). Für Firmen, deren Einspritzpumpen im Dieselbereich mit 2000 Bar arbeiten, sollte das kein Problem sein.

So lange diese Klimaanlagen noch nicht da sind, kann man R1234yf akzeptieren, wenn man sich seine Gefährlichkeit ins Gedächtnis ruft. Wer immer mit einem brennenden Auto zu tun hat, bleibt weg und hält den Kopf nicht in den Rauch. Die ganzen giftigen und krebserregenden Bestandteile, die beim Verbrennen der zahlreichen Kunststoffe und der Betriebsmittel freigesetzt werden, sind vermutlich deutlich unangenehmer, als der Fluorwasserstoff.

Nur: liebe Autohersteller, beeilt euch. 2020 müssten alle neu erscheinenden Motoren bzw. Chassis in der Lage sein, eine Luft- oder CO2-Klimaanlage aufzunehmen, 2024 sollten alle Autos mit solchen Klimaanlagen ausgeliefert werden. Schafft ihr nicht? Ihr habt doch angeblich die besten Ingenieure, die können mit Sicherheit auch sowas.

Schöne Grüße

Elo

Aufgrund der Zeit gestern abend haben sich einige kleinere Fehler (hauptsächlich Satzbau) eingeschlichen. Heute morgen korrigiert.
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Re: Was hälst du vom neuen Kältemittel R1234yf?

Beitrag von MonacoFranze »

@Elo

Ich bin ganz deiner Meinung!

Servus,
da Franze
Geschwindigkeit hat noch niemanden umgebracht. Plötzlicher Stillstand, das ist es, was dich erwischt.
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Elo
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Re: Was hälst du vom neuen Kältemittel R1234yf?

Beitrag von Elo »

Hallo,

hierzu ein Artikel auf SPON

Schöne Grüße

Elo
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Mietzetatze

Re: Was hälst du vom neuen Kältemittel R1234yf?

Beitrag von Mietzetatze »

Moin,
ich stehe zu den neuen Kältemittel kritisch gegenüber, weil in einem Automagazin, hab ich vor einigen Monaten gelesen, daß das Mittel unter ungünstigen Bedingungen zum Kampfgas mutieren kann. Hat ein Labor festgestellt. Das finde ich ja schon sehr erschreckend. :shock:

Grüße Mietzetatze
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