Verkehrsminister will Zahl der Verkehrstoten reduzieren

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Elo
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Verkehrsminister will Zahl der Verkehrstoten reduzieren

Beitrag von Elo »

Hallo,

unser Verkehrsminister Ramsauer ist ja heute groß durch die Medien gegangen, er hat seine Pläne veröffentlicht, die Zahl der Verkehrstoten in den nächsten 8 Jahren um 40 % zu verringern.
Da ich von der Verkehrspolitik der Bundesregierung nicht viel halte, nehme ich mir die Freiheit aus, sie ungefragt zu kommentieren.

Da sich die Medien nur Einzelpunkte rausgreifen: Hier ist das komplette, 38seitige Programm herunterzuladen.
Die Kurzbeschreibung der Punkte wird von mir normal gesetzt, meine Meinung zur Unterscheidung kursiv.

Generell ist die Absicht, die Verkehrstoten zu reduzieren und dazu aktive Maßnahmen zu ergreifen, ein hehres Ziel. Jeder Tote, der noch leben könnte, ist ein Toter zuviel. Ganz nebenbei haben schwere Unfälle ja nicht nur Tote zur Folge, sondern auch Schwerverletzte, die lange brauchen, um gesund zu werden, ggf. chronisch krank sind. Das ist für die Einzelperson eine Katastrophe, für die Volkswirtschaft auch nicht gut.

Zu den Methoden im Einzelnen:

1. Schwerpunkt Mensch:

1.1 Kinder

1.1.1 Aufklärung zur besseren Kindersicherung in Fahrzeugen.
Wenn, wie im Papier geschrieben steht, nur 3% aller Kinder richtig gesichert sind, sind da schleunigst Maßnahmen zu ergreifen. Die falsche Sicherung im Auto ist teilweise noch gefährlicher als gar keine Sicherung, und für Kinder gibt es ja jede Menge geeigneter Sitzhilfen, von der Babyschale bis zum Sitzkissen.
Leider hilft hier wenig, wenn der Verkehrsminister sagt, er finde das irgendwie nicht gut. M.E. sollte man hier härter durchgreifen, wenns nicht gemacht wird, und erleichern, dass es gemacht wird. Das ginge z.B. wenn man Kinderrückhaltesysteme von der Steuer absetzen könnte.


1.1.2 Fördern des freiwilligen Tragens von Fahrradhelmen
Gute Idee, auch hier könnte ein Steuervorteil die Ausgaben reduzieren helfen. Je nach Alter und Wachstum brauchen die Kidds jedes Jahr, teilweise zweimal im Jahr neue Helme. Gute Helme sind teuer.
Ich denke, hier ist auch eine Imagekampagne sinnvoll, denn Kiddies sind da noch eher beeinflussbar, als Erwachsene. Wenn der Helm auf einmal "voll cool" ist, tut das auch der Sicherheit gut.


1.1.3
Regelmäßige Erstellung eines Kinder-Unfallatlasses
Das Ministerium hat vor, einen Atlas mit Stellen zu erstellen, die besonders gefährlich für Kinder sind.
Datensammeln ist für Bürokraten immer eine tolle Sache. Da kann man sich wunderbar mit beschäftigen, ohne irgendwelche Entscheidungen treffen zu müssen.
Wenn diese tolle Phase vorbei ist, müssen dem Atlas auch Maßnahmen folgen. Welche das sind, weiß meist eine Elterninitiative oder die Polizei vor Ort sehr viel besser, den man kennt sich dort besser aus, als ein Bürokrat vom Ministerium. Wichtiger ist, dass für entsprechende Maßnahmen Geld vorhanden ist.
Ich bin beispielsweise ein Freund von Geländern am Fußweg, die heute leider aus der Mode gekommen sind. Das ist eine einfache und wirksame Methode zu sagen "hier nicht über die Straße gehen". Sie ist wesentlich wirksamer, insbesondere in Verbindung mit einer Bedarfsampel, als jede Form der Verkehrsberuhigung.


1.1.4
Kinderprogramme fortführen und verbessern
Eine gute Maßnahme. Es gibt heute bereits im Kindergarten und in der Grundschule eine Reihe von Programmen, die Kindern im Verkehr sicherer machen. Leider ist da sehr viel Theorie und oft wenig Praxis, dazu kommt, dass der normale Spiel- und Wettkampftrieb von Kindern oft unterdrückt wird.
Beim Radfahrtraining wird z.B. nur gelehrt, wie man sich im Verkehr richtig verhält. Die Beherrschung des Fahrrades, auch in kritischen Situationen wird vorausgesetzt. Das ist oft nicht der Fall und müsste in diesem Rahmen auch trainiert werden, bevor die Kinder auf die Straße gelassen werden.


Ausstattung der Kinder mit Warnwesten auf dem Schulweg.
Ist nach meiner Erfahrung in der Schweiz bereits üblich, klappt wunderbar, weil die Kinder aus wesentlich größerer Entfernung gut zu sehen sind.
Ich habe meinem Neffen so eine Weste mitgebracht, die einfach über den Kopf gezogen wurde und fertig. 14 Tage später hatte die halbe Klasse so etwas cooles.
Wenn man früh damit anfängt, ist es in dem Alter, wo die Kinder anfangen, selber über sich nachzudenken und Coolness fordern, mindestens selbstverständlich.



2. Programme für Fahranfänger
Hier lobt sich das Ministerium selber für die Erfolge, die mit den Aktionen "Begleitetes Fahren ab 17" und "Alkoholverbot für junge Fahrer" erreicht wurden. Auch wenn Eigenlob nicht fein ist, hat das Ministerium da Recht, diese Maßnahmen sind gut und haben große Erfolge erzielt.
Weitere Vorhaben sind geplant, aber die Ergebnisse von Voruntersuchungen stehen noch nicht zur Verfügung.


3. Senioren
Freiwillige Gesundheitschecks bewerben und Angebote zur verkehrsmedizinischen Beratung erweitern
Schwierig. Senoiren im Straßenverkehr sind ein heikles Thema, weil sich die Senioren sehr divers verhalten und weil der Straßenverkehr für Senioren sehr wichtig ist.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie sich Senioren im Straßenverkehr verhalten. Ausschlaggebend ist hier m.E. nicht unbedingt das Alter, sondern die Fahrpraxis und die geistige Fitness. Ein Senior, der im Berufsverkehr ohne Probleme mitschwimmt, muss nicht zur verkehrsmedizinischen Beratung. Einer, der durch langsames Fahren, stundenlanges Warten etc. den Verkehr aufhält, jedoch schon. Ein Gesetz kann das so kaum greifen, einen generellen Schnitt kann man da nicht machen. Hier ist der Polizist vor Ort gefragt, der solche Schleicher rauswinkt und unter Umständen dann eine Art "Mängelkarte" ausstellt. Diese soll nicht die Behebung eines Fahrzeugmangels innerhalb einer Frist fordern, sondern den Besuch eines Gesundheitschecks.

Dennoch sollte man hier keine zu strengen Regeln ansetzen. Reaktionszeiten von unter 200 Millisekunden wie bei einem geübten Egoshooter-Spieler sind ebenso wenig notwendig wie die Sehkraft eines Verkehrspiloten. Trotzdem muss bei solchen Prüfungen dann auch rauskommen können, dass die geprüfte Person mit dem Straßenverkehr überfordert ist. Das muss dann auch Konsequenzen für den Lappen haben.
Hierbei sollte nicht einmal das Alter eine große Rolle spielen, ungeübte Autofahrer sind eine Gefahr, egal wie alt sie sind. Ich denke da nur an die vielen Mittelspurschleicher zur Ferienzeit oder heute Morgen die Dame, die ihr Auto um die Kurve stand (nicht fuhr) und meinte, auf vierspurigen Bundesstraßen gelte 60 als Höchstgeschwindigkeit.
Piloten müssen eine Mindestzahl von Flugstunden pro Jahr nachweisen, um fliegen zu dürfen, je nach Typ sogar sehr viele. Das von Autofahrern zu verlangen, ist m.E. zu weit gegriffen, aber die Polizei muss Leute anhalten können, die sich unsicher im Straßenverkehr bewegen.



4. Fahrräder

Verbesserung der Sichtbarkeit, Werben für Helme, Rücksichtnahme verbessern
Sinnvoll, generelles zu Empfehlungen und Werbung dafür siehe unten


5. Motorräder

Zielgruppenspezifische Maßnahmen, Verbesserung der Sichtbarkeit
Mein Verhältnis zu Motorradfahrern ist mehr als gespalten. Rasen und Lärm von Motorrädern finde ich sehr störend, dazu verhalten sich viele im Verkehr, als wären sie auf einer Rennstrecke.
Ein sicherer Motorradfahrer ist einer, der mit dem Auto, Fahrrad oder der Bahn fährt, oder seine Füße benutzt.



6. Alkohol, Medikamente und Drogen im Straßenverkehr

Das Ministerium will ein System aufbauen, das prüft, welche Medikamente und Drogen die Fahrtüchtigkeit herabsetzen.
Eine überflüssige Idee. Die Hersteller aller Medikamente haben diese darauf geprüft, schon um eventuellen Regressansprüchen zuvor zu kommen. Das Ergebnis ist im Beipackzettel zu lesen. Da braucht nichts mehr geprüft zu werden.

Das Ministerium ist für eine deutlichere Kennzeichnung, ob ein Medikament die Fahrtüchtigkeit beeinflusst.
Wäre möglich, analog zu den Aufschriften auf Zigarettenschachteln: "Dieses Medikament kann ihre Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen!" Ich erachte das als sinnvoll.
Bezüglich Drogen: wer unter Drogen Auto fährt, ist offenbar nicht dafür geeignet, am Straßenverkehr teilzunehmen. Der Führerschein ist weg und erst nach einer Weile neu zu beantragen und mit einer neuen Fahrprüfung die Fahrtüchtigkeit erneut zu beweisen. Mit anderen Worten: Wer unter Drogen erwischt wird, ist den Lappen los und kann in 2 Jahren wieder in die Fahrschule.


An der Alkoholgrenze will das Ministerium nicht rütteln.
Zunächst war ich -wie viele andere- der Meinung, dass die Promillegrenze gesenkt werden muss, wenn man die Zahl der Verkehrstoten reduzieren will. Ein genauerer Blick zeigt jedoch: Die Fahrer, die in alkoholbedingte Unfälle verwickelt sind, haben heute schon meist so viel Alkohol im Blut, dass sie die geltenden Grenzwerte weit überschreiten.
Fahren mit geringen Alkoholmengen von 0,2 bis 0,5 Promille ist offenbar nicht das große Problem, sondern die wenigen, die mit deutlich mehr Promille fahren.
Ich denke, es sollte also kein Problem sein, auch nach einem üppigen Abendessen mit einem Apperitiv und zwei Gläsern Wein noch nach Hause zu fahren. Das liegt in der Regel dann bei 0,2 bis 0,4 Promille.



7. Müdigkeit und Ablenkung

Das Ministerium meint nicht zu Unrecht, dass Müdigkeit ein großes Problem beim Autofahren ist.
Dem stimme ich zu. Es gibt mittlerweile eine Reihe von Maßnahmen, von Müdigkeitsdetektoren bis Rüttelschwellen, die den Fahrer warnen können. Lediglich die Vernunft muss beim Fahrer liegen.

Ablenkung durch Technik
Vor allem Handys, aber auch Navigationsgeräte lenken im Straßenverkehr ab. Trotz weit verbreiteter einfacher Freisprechanlagen via Bluetooth und anderen Systemen sieht man täglich Leute mit dem Handy am Ohr. Gesetze hierfür gibt es bereits.


8. Verbesserung der Versorgung von Schwerstverletzten

Wenn der Unfall passiert ist, ist eine gute Versorgung vor Ort die beste Möglichkeit zu vermeiden, dass ein Schwerverletzter zu einem Toten wird. Neben tiefergehender Forschung zu den Fragen "Was sind die häufigsten Verletzungen und "Wie behandelt man sie am besten, vor Ort, zur Stabilisierung, im KH".
Wenn dann das Boden- und Luftrettungssystem noch weiter ausgebaut wird, ist das ein sehr guter Ansatz.



9. Regelakzeptanz erhöhen, Punktesystem reformieren

Eine gute Sache. Verkehrsregeln sind auch dazu da, andere Verkehrsteilnehmer in Situationen einschätzen zu können. Viele Regeln werden heute oft übersehen (gerne gesehen: Blinker brauch ich nicht) oder willentlich gebrochen, weil der "übergesetzliche Notstand "Ich hatte es eilig"" das ermöglicht.
Es wäre gut, wenn sich mehr Leute an die Verkehrsregeln halten würden. Zum Thema "bewerben" siehe unten.

Das Punktesystem ist eine gute Sache, weil die Idee, dass sich Verkehrssünden kummulieren, sinnvoll ist. Leider ist das System zu starr. Fahrverbote drohen, sind aber durch die Möglichkeit, sie in einem gewissen Rahmen selbst festzulegen, schon wieder beinahe Papiertiger. Geldstrafen sind okay, aber viele Leute rechnen die schon einfach ein, vor allem Berufsfahrer.
Meiner Ansicht nach müssten für bestimmte Vergehen (z.B. wiederholtes Drängeln, Nötigen, dauerhaftes Rasen etc.) die Möglichkeit geben, das Fahrzeug direkt vor Ort bis zu 24 Stunden stillzulegen. Das muss ja oft nicht so lange sein, es reicht ja oft schon, den Fahrer so lange an den Ort zu binden, bis der Termin, zu dem er so eilig hin wollte, geplatzt ist. Das sollte mit 2 Stunden machbar sein. Radkralle dran und in 2 Stunden wieder abmontieren. Keine Punkte, Geldstrafe in Höhe des Arbeitsaufwandes der Polizei und gut. Der Lerneffekt ist viel höher als ein 4 Wochen-Fahrverbot im Jahresurlaub.
Die Folge ist: Wer seine Termine zu eng setzt, wird öfters einen Termin platzen lassen müssen, weil er irgendwo als Raser festgehalten wird. Das führt schon von sich aus dazu, dass selbst Berufsfahrer ihre Termine mit mehr Luft legen.


Meine generelle Meinung zu den oben genannten Maßnahmen:

1. Werbung für etwas zu machen, reicht oft nicht aus. Wir sind von Werbung umgeben, sobald wir ins Internet gehen, Radio oder Fernsehn einschalten oder gar das Haus verlassen, werden wir mit Werbung für alles und jeden bombardiert. Wie sinnvoll es da ist, unser sowieo schon werbeüberfrachtetes Umfeld nun auch noch mit Werbung für richtiges Verhalten im Straßenverkehr zu versorgen, sei dahin gestellt.
Ich sehe ein anderes Problem: Das Ministerium vergibt öffentliche Gelder an Werbeagenturen nach einem nicht objektiv nachvollziehbaren "Schönheitswettbewerb": Wer die schönste Werbung vorstellt, bekommt die Kampagne. Wieviel davon wird Wege gehen, die nach den Personen im Hintergrund ausgesucht werden?

2. Freiwillige Maßnahmen haben oft wenig Akzeptanz, wenn sie Geld kosten. Wenn man auf der einen Seite drückt, nämlich die Kosten senkt und auf der anderen Seite zieht, nämlich die "Kosten" bei Nichtbeachtung erhöht, erreicht man den Bundesbürger dort, wo er am sensibelsten ist: Im Portemonait.
Das heißt nicht, dass der Staat die persönliche Sicherheit eines Einzelnen bezahlen muss, aber ein kleiner Zuschuß darf schon sein, und wenn Kindersitze, Fahrradhelme etc. über 2 Jahre steuerlich absetzbar sind.

3. Eine Gesetzesmaßnahme ist nur so gut, wie ihre Kontrolle. Wenn -wie der ADAC heute meldete- nur jede 600. Alkoholfahrt entdeckt wird, wenn Tempolimits nirgendwo kontrolliert werden, wenn die Leute sicher sind, keine Probleme zu bekommen, wenn sie schneiden, drängeln oder bummeln, dann ändern sie ihr Verhalten nicht.
Hier muss die Polizei ran: mehr Verkehrskontrollen, mehr Zivilstreifen und natürlich auch mehr Streifen in offensichtlichen Polizeifahrzeugen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, bei Fehlverhalten erwischt zu werden.
Zumindest beim ruhenden Verkehr klappt das (die Stadt, die keine Leute zum Kontrollieren von Parkscheinen hat, gibt es nicht), auch beim fließenden Verkehr sollten Zivilstreifen sich aus Bußgeldern selbst finanzieren können.

Das ist länger geworden, als ich dachte. Die Maßnahmen im Bezug auf die Infrastruktur schreibe ich im Anschluß.
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Re: Verkehrsminister will Zahl der Verkehrstoten reduzieren

Beitrag von Elo »

Fortsetzung:

Maßnahmen zur Infrastruktur

1. Mit zusätzlichen Überholfahrstreifen Überholunfälle vermeiden
Das Ministerium denkt, dass eine dritte, mittlere Spur, die abwechselnd von der einen oder der anderen Fahrtrichtung als Überholspur genutzt wird, die Zahl der riskanten Überholvorgänge reduziert.
Damit ist keine Mittelspur gemeint, die wie in Frankreich z.B. von beiden Fahrtrichtungen genutzt wird, sondern z.B. 3 km lang von der einen, 3 km lang von der anderen Richtung, mit deutlicher Abtrennung, ggf. sogar Leitplanke.
Ich finde diesen Vorschlag sehr sinnvoll, weil er ohne übermäßige Kosten ermöglicht, dass sich unterschiedlich schnelle Verkehrsteilnehmer "entmischen", also schnellere Fahrer leichter langsamere überholen können. Das senkt die Aggressionen auf beiden Seiten ("Was schleicht der I~ da vor mir so" - "Boach, muss der D~ hinter mir so drängeln?") und macht damit den Straßenverkehr emotionsloser.


2. Unfälle mit Aufprall auf ein Hindernis neben der Fahrbahn vermeiden
durch z. B. die Ausstattung der Fahrzeuge mit Spurhalteassistenzsystemen, die weitere Verbesserung der passiven Sicherheit oder der Einsatz von Rüttelstreifen am Fahrbahnrand sowie geeignete Fahrzeugrückhalte- und Lenksysteme.
Fahrzeugrückhalte- und Lenksysteme kennt man ja heute schon als Leitplanken von Autobahnen, besonders massiv vor Widerlagern von Brücken. Dort haben sie sich sehr bewährt, was nahe legt, sie auch auf niederrangigeren, aber schnell befahrenen Straßen anzuwenden.
Rüttelstreifen hören sich ebenfalls nach einer guten Sache an, sind aber möglicherweise mit weiterer Lärmbelastung für Anwohner verbunden. Aktive Systeme im Auto... siehe unten.


3. Motorradfreundliche Schutzeinrichtungen
SEHR sinnvoll. Trotz meiner Meinung zum Motorradfahren allgemein denke ich, dass Schutzeinrichtungen nicht nur mit PKW und LKW klarkommen müssen, sondern auch Motorradfahrer nicht weiter gefährden dürfen. Die Jungs und Mädels haben nunmal keine Knautschzone und wenn sie dann auchnoch unter der Leitplanke durchrutschen und einen Träger treffen... aua. Also besser: Leitplanken bis zum Boden ziehen, so dass Motorradfahrer nicht noch extra gefährdet sind.

4. Verkehrssicherheit an Knotenpunkten erhöhen
Ist eine Nullaussage, da jeder Knotenpunkt anders ist. Wenn das Ministerium für so etwas Geld zur Verfügung stellt, können die Leute vor Ort sicher eine gute Lösung finden.

5. Geschwindigkeitsüberwachung an Unfallbrennpunkten einsetzen
"Wo überhöhtes Tempo zu vielen und schweren Unfällen geführt hat" kann "der Einsatz von fest installierten und (...) erkennbaren Geschwindigkeitsüberwachungsanlagen sinnvoll" sein.
Es gibt Beispiele, wo es hervorragend funktioniert hat, z.B. am Elzer Berg. An anderen Orten achten die Verkehrsteilnehmer dann eher auf die Blitzer und geben hinter ihnen erst Recht Gas. Generell finde ich diese Maßnahme aber positiv, da auch auf die abschreckende Wirkung dauerhafter Kontrollen gesetzt wird.

6. Evaluation von Maßnahmen gegen Wildunfälle
Wieder schön für Bürokraten: Daten sammeln und auswerten, tagen und nachdenken etc. Wenn was dabei rum kommt, gut. Wildunfälle sind in den seltensten Fällen unvermeidbar, aber das Vermeiden sollte nicht mit abblenden, bremsen und hupen anfangen. Wenn man vermeiden kann, dass das Tier in die Nähe der Straße kommt, ist viel gewonnen.
Ob das nun mit billigen Maßnahmen wie eine Kombination aus Geruchsrepellent und dem Lichterspiel aufgehängter CDs klappt, oder ob Zäune und Grünbrücken hin müssen, wird sich zeigen. Das Optimum ist eh -wie überall- örtlich verschieden.


7. Einrichtung von Zusatzfahrstreifen an Steigungsstrecken auf Autobahnen
Gute Sache, weil Steigungen den Verkehr sehr stark nach dem Leistungsgewicht entmischen. Ich fürchte nur, die LKW-Fraktion wird sich dann nicht auf 2 von 3, sondern auf 3 von 4 Spuren breitmachen, für den PKW-Verkehr wird immernoch nur eine übrig bleiben. Hier ist also eine weiter gehende Regelung notwendig.

8. Ausbau von Streckenbeeinflussungsanlagen
Nach meiner Erfahrung mit dem Kölner Ring, wo solche Maßnahmen zwischen dem AK Leverkusen und dem Heumarer Dreieck in beiden Richtungen stehen: Blödsinn. Kein Mensch hält sich an die Dinger, so lange klar ist, dass die angezeigte Geschwindigkeit 200 m weiter nicht kontrolliert werden kann.
Solche Anlagen funktionieren nur, wenn eine fixe Blitze, wie z.B. am Elzer Berg eingebaut ist, die dann die flexibel die angezeigte Geschwindigkeit kontrolliert.


9. Verstärkte temporäre Nutzung von Seitenstreifen
Durch die temporäre Freigabe des Seitenstreifens für den fließenden Verkehr kann der Verkehrsfluss auf überlasteten Strecken verbessert und somit die Unfallgefahr deutlich abgesenkt werden.
ich stimme dem Ministerium zu.

10. Sicherheit an Autobahn-Baustellen erhöhen
Eine noble Idee, leider steht mit keinem Wort in der Schrift, wie das Ministerium das erreichen will. Mein Vorschlag: 1. Baustellen räumlich verkürzen. Man muss nicht 10 km Autobahn gleichzeitig sanieren, denn die Konzentration der Fahrer in der Baustelle sinkt mit der Zeit. 2. Baustellen beschleunigen: Je kürzer die Baustelle da ist, um so weniger Unfälle können passieren. WIeso arbeitet man dort nicht im 2-3-Schichtbetrieb und am Wochenende? 3. Verbreiterung der linken Spur auf 2,5 m. 4. Geschwindigkeitsbeschränkung für LKW auf Autobahnbaustellen automatisch auf 60 km/h, so dass ein Überholen von LKW einfacher möglich ist.

11. Falschfahrerwarntafeln
Aus Österreich bekannt. Das Ministerium wertet noch Daten aus, denn bisher ist nicht bekannt, ob solche Warntafeln Geisterfahrer abhalten. Das kann natürlich nur passieren, wenn der Geisterfahrer aus Zufall oder weil er sich verirrt hat, auf die falsche Fahrbahn geraten ist. Leute, die absichtlich zu Geisterfahrern werden, wird das nicht abhalten.

12. Rastanlagen und Parkraumbewirtschaftung
Das Ministerium will 11.000 neue LKW-Parkplätze auf Rastanlagen schaffen und diese telemetrisch bewirtschaften.
Im Klartext heißt das, dass LKW-Fahrer über ein Funksystem wie z.B. TMC erfahren können, auf welchen Rastanlagen wie viele Plätze frei sind. In einer weiteren Ausbaustufe wäre damit sogar die Reservierung von Parkplätzen denkbar. Damit sind längere Touren für LKW-Fahrer planbarer, da diese ja regelmäßige Ruhezeiten einhalten müssen und teilweise Probleme haben, in vielgenutzten Bereichen Parkplätze zu finden.
Die Idee ist insgesamt spannend, ich könnte mir eine Adaption für Innenstädte vorstellen: Ich sehe per TMC im Navi, welches Parkhaus frei ist, oder reserviere mir per Internet einen Parkplatz im Parkhaus XYZ, der dann in einem Zeitfenster frei gehalten wird. Komme ich ans Parkhaus, meldet sich mein Navi per funk oder Buetooth beim Parkhaus an und ich kann rein, während Leute ohne reservierten Parkplatz warten müssen. Nett, oder?


Zu aktiven Systemen und zur Fahrzeugtechnik sage ich nichts mehr, es ist mir zu spät geworden, ich muss morgen wieder arbeiten.

Schöne Grüße

Elo
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Re: Verkehrsminister will Zahl der Verkehrstoten reduzieren

Beitrag von deltz »

Ich kenne zwar nicht alles was der Verkehrsminister vor hat, aber sehr wichtig ist auch der Abstandsmesser beim LKW. Einstellung auf 100 mtr. Abstand und selbstständiges Bremsen sobald der Abstand weniger ist oder aber der LKW sich einem Stau etc. nähert. Die LKW verursachen sooooooo viele Unfälle, damit könnte er glatt die 40% mit einem Schlag erreichen.

:s_dafuer:

Grucc

deltz
Der ab und zu mal mit dem CCle fahren darf!!


Auf dass die Temperaturen steigen und die Winde zum :i_surfin: und Kitesurfen bleiben.
Das beim Tauchen immer genug Pressluft in der Flasche ist.
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Wännä

Re: Verkehrsminister will Zahl der Verkehrstoten reduzieren

Beitrag von Wännä »

Also ich habe jetzt einen 18-jährigen Sohn, der nach begleitendem Fahren nun seit gut einem halben Jahr alleine unterwegs ist und mir schon das ein- oder andere graue Haar deswegen beschert hat. :d_weah:

Als leidenschaftlicher und nicht unbedingt träger Motorradfahrer setze auch ich selbst mich regelmäßig hohen Gefahren aus.

Eigentlich bin ich deshalb für alles froh, was hilft, die Risiken zu minimieren oder wenigstens zu reduzieren, aber nicht um jeden Preis.

Das Fahren an sich ist auch ein Stück Freiheit und "Abenteuer" wenn man es denn so mag wie ich es tue. Und dieses Gefühl, welches ich persönlich auch dringend brauche, um den notwenigen Abstand zum stressigen Job und manchmal auch zur Familie zu gwinnen, möchte ich mir auch bewahren und nicht missen. :d_fahrer:

Also bin ich sehr für alles was wiklich hilft, ohne aber es zu überregulieren.

Danke aber an Elo für die Fleißarbeit und die damit gegebenen ausführlichen Infos! :i_respekt:


LG

Werner
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peugeotlöwe

Re: Verkehrsminister will Zahl der Verkehrstoten reduzieren

Beitrag von peugeotlöwe »

Eigentlich muss nur jeder § 1 beachten und die Geschwindigkeit der Trassierung und der Verkehrslage anpassen. Ist doch ganz einfach.
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